11 Tage: Einmal Nordkap & zurück
7000 km in 11 Tagen, geht das überhaupt?
Es geht! Mit einer gewissen Disziplin funktioniert es und die braucht es auch, wenn man mit einem Reisebus und 45-50 Rentner unterwegs ist. Dem ein oder anderen ist es ja bekannt, dass ich als Reisebegleitung/Reiseleitung in Skandinavien arbeite. Drei Touren waren dieses Jahr hoch in den schönen Norden geplant – wahrnehmen konnte ich jedoch nur eine und über die werde ich hier berichten.
Ende Mai habe ich mich also aufgemacht Richtung Norden. Der erste Halt war Hamburg. Von dort starten die Touren. Die Reisegruppen kommen an, lernen sich untereinander kennen und wir lernen unsere Gruppen auch kennen. Im Mai herrscht noch Vorsaison, so war ich mit „nur“ zwei weiteren Kollegen, sprich mit insgesamt drei Bussen unterwegs. Im Sommer, in der Hochsaison sieht das schon ganz anders aus, denn da fahren sechs Busse parallel.. Sechs Busse mit 45-50 Rentnern – ein Sack Flöhe hüten ist dagegen ein Kinderspiel :)
Die erste Nacht verbringen nun alle noch in Hamburg, bevor es am nächsten morgen sehr früh losgeht. Die Tagesetappen sind immer so zwischen 500-700 km lang, daher ist ein frühes Losfahren zwar nicht immer schön, nimmt den Gästen auch das Urlaubsfeeling – aber am Ende des Tages zahlt es sich dann doch aus, wenn man nicht erst gegen 22 Uhr im Hotel ankommt.
Die erste Tagesetappe führte uns von Hamburg auf die Insel Fehmarn. Dort ging es von Puttgarden mit der Fähre nach Rødby in Dänemark rüber und von dort weiter nach Kopenhagen. In der dänischen Hauptstadt, stieg am Tivoli, der Touristenattraktion, ein deutschsprachiger Guide in den Bus und brachte den Gästen die Stadt und ein wenig das Land näher. Während der Stadtführung haben die Gäste die Möglichkeit auch immer wieder aus dem Bus auszusteigen und die Stadt zu Fuß zu entdecken. So etwas kommt immer gut an, da sich die Gäste über jede Möglichkeit freuen, ein bisschen zu laufen; die Busetappen sind schließlich lang.
Nach der Stadtrundfahrt in Kopenhagen ging es weiter nach Helsingør und von dort mit der Fähre rüber nach Helsingborg in Schweden. Die Fahrt geht schnell, 20 Minuten und man kann von Dänemark das benachbarte Schweden schon sehen.
Von Helsingborg ging die Reise dann weiter bis nach Jönköping, wo das erste Hotel angefahren wurde. Wenn alle Gäste ihre Zimmerschlüssel haben, sich zum Abendessen einfinden und auch alle etwas finden was sie mögen, dann: ja dann kommt ein wenig das Gefühl von Feierabend auf. Aber auch nur ein bisschen, denn wirklich frei hat man als Guide nie, irgendwas ist immer – ich könnte ein Buch drüber schreiben.
Unser Hotel war in Jönköping schön an einem See gelegen, daher habe ich nach dem Abendessen noch die Zeit genutzt, mir meine Kamera zu schnappen und ein bisschen spazieren zu gehen. Fern ab von den Gästen. Einmal durchatmen und die Stille genießen.
Am zweiten Tag war Stockholm unser Ziel, denn dort geht es abends auf die Nachtfähre nach Turku in Finnland. Die Strecke von Jönköping nach Stockholm ist nicht all zu weit, nur gut 300 km. Trotzdem geht es zeitig los, vorbei am Vätternsee (der schmalere von den beiden großen Seen in Südschweden), bis wir am frühen Nachmittag Stockholm erreichten. Auch hier erwartete uns wieder ein Guide, der in den Bus zustieg um den Gästen spannende Dinge über die Stadt und Land & Leute zu erzählen. Leider hatten wir Anfang Juni das Pech, dass ausgerechnet an dem Tag der Stockholm-Marathon stattfand und so große Teile der Innenstadt gesperrt waren. Die Stadtführung fand trotzdem statt, wenn auch mit einem etwas abgewandelten Programm. Da wir die Stadt mit der Nachtfähre verlassen haben, endete die Führung am Fährhafen, so dass ich schnell reinhuschen konnte, die Bordkarten besorgen und den Gästen ausführlich erklären konnte, wie das so funktioniert mit der Pappkarte (Bordkarte) und dem großen Schiff. Danach bin ich mit den Gästen zu Fuß auf das Schiff gegangen und die beiden Busfahrer sind mit dem Bus drauf gefahren.
Ich mag die Nachtfähre, denn sowie ich mit den Gästen an Bord bin, ist der Moment gekommen, wo wir Feierabend haben. Das Schiff hat 11 Etagen, so haben die Gäste den ganzen Abend Zeit das Schiff zu erkunden, oder sich an Deck oder in einer der Bars nieder zu lassen, was sie auch gerne machen.
Eine weiter Besonderheit an der Nachtfähre ist, dass alles Busse drauf sind und dementsprechend alle Kollegen. Bei mir war es bis jetzt immer so, dass ich mir aussuchen konnte, mit wem ich als Kollege fahre, so dass ein netter Abend an Bord immer gesichert war. Wir haben zusätzlich noch das Glück, ein Abendessen in Form eines riesen Buffets an Bord zu bekommen; also treffen sich immer alle Reisebegleiter im Restaurant und lassen es sich gut gehen. Es wird gequatscht, gelacht oder auch mal aufgemuntert und Mut zugesprochen, wenn einer der Kollegen Pech mit den Gästen oder Busfahrern hat. Beides kommt vor. Beides in Kombination ist gar nicht fein! Ich hatte im Mai Glück bzw. es hätte mich deutlich schlimmer treffen können. Nach dem Abendessen habe ich es mir mit einem meiner beiden Kollegen erst an Deck gemütlich gemacht und dann drinnen in einer der der Bars bzw. wir waren im Pub. Das sind dann die angenehmen Seiten des Jobs.
Nach diesem kleinen Schlummertrunk haben wir uns dann in die Kabinen zurück gezogen und versucht schnell zu schlafen, da die Finnen, bei denen wir am nächsten Morgen aufwachen werden, uns eine ganze Stunde klauen. Gemein ist das!!
Ankunft in Turku: 7 Uhr – finnische Zeit. Das fühlt sich nicht gut an. Und es ist immer wieder schön zu beobachten, dass alle Gäste auf dem Weg von Turku nach Helsinki (ca 200 km) friedlich schlummern. Dafür sind sie in Helsinki dann fit und die nächste und letzte Stadtführung auf der Reise kann beginnen.
Nach der Stadtführung in Helsinki ziehen die Gäste immer ein Résumé: drei Hauptstädte, welche war die Schönste und warum. Das ist spannend und interessant zu beobachten, denn meistens gewinnt Stockholm, was ich sehr gut nachvollziehen kann. Von Helsinki ging die Reise weiter gen Norden, vorbei an Lahti mit seinen Sprungschanzen, die allen Wintersportfans mit Sicherheit ein Begriff sein dürften.
Die nächste Übernachtung fand mitten in Südfinnland in der Natur statt, umgeben von unzähligen Seen. Nicht umsonst nennt man den Süden Finnlands, das Land der 1000 Seen oder spricht von der finnischen Seenplatte. Nachdem sich alle Gäste zufrieden und satt von mir verabschiedet hatten, habe ich mir noch einen Drink genehmigt und es mir auf der hoteleigenen Terrasse gemütlich gemacht. Das Hotel lag direkt an einem See und so konnte ich den Abend wunderbar und mit einem fantastischen Blick ausklingen lassen.
Außerdem konnte ich für den nächsten Tag Energie tanken, denn da stand der Besuch beim Weihnachtsmann auf dem Programm – von dem, dem Nordkap und den Lofoten erzähle ich euch aber erst im nächsten Post ;)
Kommentare
Noch keine Kommentare