Ach Bergen, du winterliches Abenteuer

Ich liebe Bergen! In Norwegen zählt es definitiv zu meinen Lieblingsstädten. Wenn ich in Bergen am Hafen stehe und auf das Wasser blicke, ist da diese innere Zufriedenheit, die mich lächeln und glücklich sein läßt – der Kölner kennt das, es ist das Gefühl, wenn er von der Schäl Sick auf den Dom und die bunten Häuschen der Altstadt blickt.

Die Reiseplanungen nach Norwegen beginnen

Bis jetzt war ich immer nur im Sommer in Bergen, dem Tor zu den Fjorden, wie die Stadt auch genannt wird. Dies sollte sich nun aber ändern. Mit Judith, einer Freundin, wollte ich im Februar 2007 nach Bergen reisen. Also planten wir unsere Reise: zu diesem Zeitpunkt gab es günstige Flüge von Köln aus nach Oslo, Norwegens Hauptstadt. So entschieden wir uns, früh morgens zu fliegen, in Oslo ein paar Stunden zu verweilen, und am Nachmittag in den Zug von Oslo nach Bergen zu steigen. Die Bahnstrecke zählt mit zu den schönsten und eindrucksvollsten in Europa und ich hatte bereits im Sommer das Glück, mit der Bergenbahn (wie sie die Norweger liebevoll nennen) zu fahren. Die Fahrt dauert ungefähr 7 Stunden, man reist bequem nach Bergen und bekommt dazu noch eine fantastische Landschaft zu sehen. Ich hatte das Gefühl, ich fahre durch einen Bildband Norwegen.  Judith war einverstanden und so buchten wir unsere Flug- und Bahntickets . Hier hatten wir sogar Glück und konnten eines der begehrten Minipris-Tickets ergattern. Minipris-Tickets erhält man für sehr kleines Geld. Perfekt. Die Reise kann beginnen.

Schneesturm kurz vor Oslo

Da saßen wir also im Flieger und die Landung in Oslo konnte nicht mehr lange dauern. Plötzlich kam jedoch die Durchsage, dass wir in einen Schneesturm geraten, uns bitte anschnallen sollen und das die Landung sich ein wenig verzögert. Na großartig! Zum Glück hatten wir genug Puffer, bis unser Zug nach Bergen abfahren sollte. Unser Flieger schaukelte und hoppelte durch die Luft. Dem ein oder andern Fluggast um uns herum, wurde es dabei ein bisschen mulmig zu Mute. Mit einer Stunde Verspätung landeten wir dann endlich auf norwegischem Boden und machten uns auf den Weg in die Stadt. Uns blieben noch gute anderthalb Stunden im verschneiten Olso, die wir nutzen konnten, um zum Königlichen Schloss zu schlendern. Es war herrlich und jeder der nach Oslo reist, sollte sich das am Ende der Karl Johans Gate thronende Schloss einmal ansehen. Der Grundstein wurde im Jahre 1825 gelegt und es war das größte Bauvorhaben, nach Errichtung des Nidarosdomes in Trondheim.

 

Königliches Schloss Oslo Das Königliche Schloss in Oslo

Das winterliche Abenteuer Bergen beginnt

Am frühen Nachmittag stiegen wir in den Zug und unsere Fahrt nach Bergen konnte beginnen. Nach guten zwei Stunden, es muss auf der Höhe von Gol gewesen sein, musste ich mal für kleine Mädchen und suchte also die Örtlichkeiten auf. Auf dem Rückweg zu meinem Platz hörte ich, während ich durch den Zug schlenderte, eine Durchsage auf Norwegisch. Meine Norwegischkenntnisse befanden sich zu dem Zeitpunkt noch in den Kinderschuhen, so dass ich mir nicht sicher war, ob ich die Dame richtig verstanden hatte. An meinem Platz angekommen, fragte ich Judith, ob sie auch gehört habe, dass unser Zug nur noch bis Gol fuhr, da der starke Schneefall und die eisigen Temperaturen dafür gesorgt hatten, dass die Oberleitungen im Gebirge gefroren waren und unser Zug somit nicht mehr weiter fahren konnte. Sie war irritiert, da sie auf die Durchsage nicht geachtet hatte, aber zu unserm Glück, kam die gleiche Ansage zehn Minuten später erneut. Verdammt, das was wir verstanden hatten, klang nicht gut, aber wir waren uns sicher, dass so eine wichtige Durchsage auch noch auf Englisch folgen müsste. Folgte sie aber nicht. Draußen war es mittlerweile dunkel geworden und links uns rechts sah man nur Schnee. Und dann erreichten wir auch schon Gol, wo wir unseren Zug verlassen mussten. Wir schnappen uns unsere Rucksäcke und standen mit den anderen Fahrgästen mitten im norwegischen Nirgendwo, umgeben von Dunkelheit und von Schnee bedeckten Bergen.

 

Schnee auf dem Weg nach Bergen Zwei Mädels im Schnee

Ein gruseliger Sitznachbar und Zeit, die nicht vergeht

Nach einer kurzen Wartezeit kamen zwei Busse, die nun beide nach Bergen weiter fahren sollten. Die Busfahrer erklärten, wir können unser Gepäck in beide Busse packen, beide würden in Bergen am gleichen Platz halten. Wir beobachteten, wie die ersten losstürmten, das Gepäck in den einen Bus verluden und dann im anderen Bus Platz nahmen. Das war uns allerdings zu riskant, also packen wir unsere Rucksäcke zusammen in einen Bus und stiegen in den selben ein. Aus Platzgründen konnten wir leider nicht zusammen in einer Reihe sitzen und mussten die restliche Reise getrennt von einander im Bus Platz nehmen.  Es passierte genau das, was ich überhaupt nicht mag. Neben mir saß für den Rest der Fahrt ein Kerl, der zum Einen nicht gut roch und zum Anderen die ganze Zeit vor sich hin schniefte. Ich hoffte so sehr, dass wir möglichst zügig nach Bergen kommen konnten. Leider wurde diese Hoffnung schnell zerstört, immerhin fuhren wir im Dunklen, über verschneite Serpentinen. Das waren die längsten Stunden in meinem Leben und ich habe mich auf einer Reise noch nie so unwohl gefühlt. Da der Bus voll war, konnte ich mir auch keinen anderen Platz suchen. Meine Notlösung: Augen zu und schlafen! Irgendwann, weit nach Mitternacht, erreichten wir Bergen. Interessant war dann auch, dass nur unser Bus in der Innenstadt hielt, von dem Andren fehlte jede Spur. Gut, dass wir unsere Rücksäcke hier im selben Bus untergebracht hatten.

Ein verschlossenes Hostel mitten in der Nacht in Bergen

Der Weg zum Hostel war schnell gefunden. Der Weg hinein war nur etwas schwieriger. Ich hatte natürlich dem Hostel Bescheid gegeben, dass wir am späten Abend ankommen werden. Da die Rezeption zu dem Zeitpunkt nicht mehr besetzt war, hatten sie unseren Schlüssel im Treppenhaus deponiert und uns einen Zugangscode zum Haus geschickt.
Wir tippten den Code auf ein Eingabefeld von einem Codeschloss, gleich bei der Eingangstür ein, warteten kurz und mussten dann feststellen, die Türen blieben verschlossen. Auch nach mehrmaligem Eingeben, öffnete sich die Tür für uns nicht. Und jetzt? Telefonisch war das Hostel nicht mehr zu erreichen um die Zeit. Über dem Codeschloss hing ein Zettel mit dem Hinweis, dass bei Problemen eine Sicherheitsfirma angerufen werden sollte, die sich dann darum kümmern würde. Als ob unsere Anreise nicht schon gereicht hätte,  da standen wir nun und waren uns nicht sicher, ob wir der Sicherheitsfirme erklärt bekommen hätten, was unser Anliegen war. Während wir uns also einen Plan B überlegten, um in der Nacht nicht obdachlos zu sein, öffnete sich plötzlich die Tür und ein Bewohner kam heraus. Zu unserer Erleichterung ließ er uns hinein. Unseren Zimmerschlüssel fanden wir glücklicherweise auch dort, wo er deponiert sein sollte. Mitten in der Nacht versuchten wir dann leise in unser Zimmer zu kommen, was aber allerdings in einem lauten Gepolter endete. Warum es nicht leiser ging? Wir hatten ein 6-Bett Zimmer und zwei Mädels aus unserem Zimmer, hatten ihre Sachen direkt hinter der Zimmertüre liegen gelassen und so war es unausweichlich, dass wir erst einmal über diese stolperten und das gesamte Zimmer weckten. Wir wurden, auch wenn wir alle geweckt hatten, nett begrüßt, wünschten allen eine gute Nacht und fielen auch nur noch ins Bett. Was für ein chaotischer Tag!

 

Bryggen in Bergen Bryggen, das Wahrzeichen der Stadt

Nachtrag

Nach unserer abenteuerlichen Anreise, hatten wir in Bergen eine wirklich gute Zeit. Die Tatsache, dass ich mich auf dem Fløyen lang gemacht habe, bzw. auf dem Allerwertesten gelandet bin (gefrorene Wege) , soll hier nur noch kurz erwähnt werden, denn meine sehr ausgeprägte Tollpatschigkeit ist ein anderes Thema!

Dieser Text entstand im Rahmen der Blogparade Reisepannen rund um den Globus  – ein sehr schönes Thema, denn beim Verfassen dieses Textes, musste ich doch immer wieder schmunzeln.

 

 

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Kommentare

  1. Gabriele Campbell

    30. Juli 2016

    Ich war im März 2011 da (und bin von Bergen aus die Hurtigrute gefahren, die auch zu dieser Jahreszeit sehr schön – und deutlich günstieger – ist) und bin auch auf dem Fløyen auf dem Hintern gelandet. :)


    Die Bahnfahrt von Oslo verlief allerdings trotz stellenweise immer noch meterhohem Schnee ohne Zwischenfall.


    • Sharmila

      5. August 2016

      Hej Gabriele, die Hurtigrute hat zu jeder Jahreszeit etwas, das gebe ich Dir Recht. Frühling, Sommer und Herbst habe ich schon, den Winter wollen Oliver und ich zusammen machen!

      Viele Grüße, Mila


  2. Sharmila

    2. März 2016

    Hallo Sabine,


    gerne, es hat auch sehr viel Spaß gemacht. Damals fand ich das Ganze natürlich weniger zum Lachen, bzw. wir haben es ein wenig mit Galgenhumor gesehen, beim Schreiben heute hatte ich viel Spaß!! :-)

    LG, Mila


  3. Sabine

    2. März 2016

    Hallo Mila,

    oh man, manche Tage scheinen einfach wie verhext ;-)

    Danke, dass Du mitgemacht hast.


    Viele Grüße,

    Sabine


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