11 Tage Hurtigruten, ein Kurzbericht
Mit der M/S Nordkapp von Bergen nach Kirkenes und zurück nach Trondheim
Sie gilt als die schönste Seereise der Welt: Zwölf Tage Norwegen. Zehn Nächte auf den Hurtigruten und die An- und Abreise mit einem der Color Line Schiffe. Wir haben uns für die große Norwegen-Panorama-Reise – eine Gruppenreise entschieden. Zu dem Zeitpunkt können wir noch nicht erahnen, was uns alles erwarten wird. Natürlich hoffen wir auf viel Schnee, Polarlichter, gute Luft und eine ruhige See.
Leinen los, die Reise beginnt!
Am frühen Morgen geht es los. Bereits seit Wochen wuchs unsere Anspannung auf die bevorstehende Reise. Für eine bequeme und entspannte Anreise zur Color Line geht es mit dem IC von Köln nach Kiel. Am Check-In für Gruppenreisen bekommen wir unsere Bordkarten für die erste Fähre und können bereits einen ersten Blick auf unsere Reiseleiter Margit & Stefan und die Mitreisenden erhaschen.
Uns wird bereits jetzt schnell klar, dass wir den Altersdurchschnitt doch drastisch senken. Das Boarding beginnt und wir gehen zügig an Bord des Color Line Schiffes. Unsere Kabine an Bord hat ein schönes großes Bullauge – wie üblich, allerdings ist es eine Vier-Bett Kabine und somit gibt es für uns nur Einzelbetten. Hier fehlt uns das schöne Doppelbett unserer letzten Reise.
Spätnachmittag gibt es dann das Kennenlerntreffen mit der Gruppe und unseren Reiseleitern. Zur Begrüßung gibt es ein Gläschen Sekt – der Urlaub kann damit offiziell beginnen. Margit und Stefan stellen sich und die Reise vor und alle lauschen gespannt dem Vortrag. Es ist lustig die Gruppe zu beobachten, lassen sich doch direkt bestimmte Stereotypen erkennen – geschultes Auge oder auch: einmal Reisetante, immer Reisetante.
Von Oslo mit der Bahn nach Bergen
Der nächste Morgen: Wir sind endlich wieder in Oslo! Leider haben wir an diesem Morgen nicht wirklich die Zeit uns die Stadt näher anzuschauen. Dazu bekommen wir aber am Ende unserer Reise noch Gelegenheit genug.
Für uns geht es direkt am Hafen in einen Reisebus, der uns auf direktem Weg zum Osloer Hauptbahnhof bringt. Von hier fahren wir mit der Bergenbahn Richtung Westküste. Die Bergenbahn gilt als eine der schönsten Bahnstrecken in Norwegen und verbindet die Hauptstadt Oslo mit der Stadt Bergen.
Die Norwegische Bahn – Norges Statsbaner & wo ist Wagen Nr. 7?
Die Fahrt dauert knapp sieben Stunden und führt quer über die Hardangervidda.
In Oslo lernen wir, dass nicht nur die Deutsche Bahn mit kleineren Pannen zu kämpfen hat. Im Gegensatz zu Deutschland wird das hier aber alles etwas lockerer gesehen.
Unser Wagen – der Wagen Nummer 7 – war in der Zugreihung leider nicht mit dabei. Auf Wagen Nummer sechs folgte nun Wagen Nummer acht und wir gucken ein bisschen doof drein und müssen improvisieren.
Spontan entscheiden wir uns im Bordrestaurant Platz zu nehmen, da haben wir immerhin einen Platz und können sitzen. Gut, die Sitze sind für sieben Stunden Fahrt alles andere als bequem, man bekommt regelmäßig den Ellbogen des Hintermanns in den Rücken und nach draußen hatten wir leider nur eine eingeschränkte Sicht.
Hurtigruten selbst beschreibt diese Bahnreise als „Schönste Bahnstrecke Europas“ – das können wir so leider nicht bestätigen – aber wir haben die Fahrt dennoch gut überstanden.
Etwas Gutes hat unser Sitzplatz im Bordrestaurant dennoch: wir lernen ganz viele Einheimische kennen, die alle auf dem Weg in die Berge zu einem Jazz-Festival sind. Wir quatschen und lachen viel, hören spannende Geschichten und werden neugierig gefragt wohin wir denn reisen. Ein Reisender zückt sogar sein Smartphone und prüft für uns den Wetterbericht und die Nordlichtprognose. Diese Norweger – wir finden, ein tolles Volk!
Bergen, du wunderschöne Stadt
Am Abend erreichen wir endlich Bergen.
„Das ist also dein Bergen. Die Stadt die du so sehr liebst und in der du immer leben wolltest, bis ich dein Leben durcheinander geworfen hab und du deine Pläne von heute auf morgen ändern musstest.“ – Oliver
Nach einer Nacht im Hotel mit fantastischem Blick auf Bryggen, einem Spaziergang durch die Stadt und einer von Hurtigruten organisierten Stadtrundfahrt kommen wir am späten Nachmittag am Hurtigruten-Terminal an. Endlich. Stefan hat bereits unsere Schiffskarten, die ab jetzt unser ständiger Begleiter sind und auch sonst alle wichtige Informationen für die kommenden Tage. Die Umschläge werden verteilt und es ist sehr spaßig zu beobachten, wie manch Mitreisender nervös wird seine Karte nicht mehr zu bekommen. Das Schiff könnte ja ohne sie ablegen. Hier sind wir zum erstem Mal froh, dass sich die Gruppe auf dem Schiff schön verlaufen kann.
M/S Nordkapp – Liebe auf den ersten Blick
Unsere Kabine ist auf Deck 5. Wir haben eine ARKTIS Außenkabine Superior gebucht. Die Bilder im Internet sahen viel versprechend aus und so öffnen wir neugierig wie ein kleines Kind an Weihnachten, unsere Kabinentür und sind sofort verliebt.
M/S Nordkapp – Unsere ARKTIS Außenkabine Superior
Die Kabine ist hell und geräumig und wir haben ein schönes großes und sehr bequemes Doppelbett. Hier läßt es sich aushalten für die nächsten zehn Tage. Unsere Kabine befindet sich im hinteren Teil des Schiffes, so dass wir es nicht weit nach draußen haben. Wir ziehen uns erstmal warm an und gehen sofort nach draußen um das Ablegen des Schiffes nicht zu verpassen.
Um 22.30 Uhr heißt es Leinen los, wir legen ab. Ein letzter Blick auf den beleuchteten Fløyen und unser Abenteuer Hurtigruten kann beginnen. Breit grinsend stehen wir an Deck und freuen uns, dass es endlich losgeht.
Am nächsten Morgen werden wir wach, gucken aus dem Fenster und blicken aufs Wasser. Schnell ziehen wir uns an und bevor es zum Frühstück geht, gehen wir kurz raus an Deck: Luft schnuppern, die pastellfarbene Morgenstimmung genießen und tief und zufrieden durchatmen. Norwegen du riechst so gut!
Landausflüge auf dem Weg nordwärts
Die Bewegungsfreiheit an Bord ist überschaubar. Auf Deck 5 kann man außen einmal herumlaufen, auf Deck 7 gibt es nur hinten ein Außendeck. Da kommen die täglichen Landausflüge sehr gerufen. Jedes Mal wenn das Schiff anlegt, können die Passagiere von Bord. Die Anlegezeit in den Häfen variiert stark. Manchmal sind es nur 15 Minuten, da sollte man sich nicht all zu weit vom Schiff entfernen und manchmal sind es bis zu sechs Stunden. In den Häfen mit mehr Zeit, organisiert das Expeditionsteam, eine Gruppe aus schiffseigenen Reiseleitern, Stadtrundfahrten und Ausflüge. Die Rundfahrten und Ausflüge kosten nicht gerade wenig, so dass wir uns nur für einen einzigen Ausflug entscheiden. In den Städten kennt Mila sich auch so gut genug aus, sei es durch Urlaube oder durch das Arbeiten als Reiseleitung. Außerdem mögen wir ja Entdeckungstouren und verzichten so natürlich auch gerne mal auf einen Guide.
Ålesund – unser erster Landgang
Unser erster Landgang führt uns nach Ålesund. Das Stadtzentrum ist geprägt durch den Jugendstil und lädt zum Verweilen ein. Den Hausberg Aksla kann man über 418 Stufen erklimmen und hat oben vom Aussichtspunkt Fjellstua einen fantastischen Blick über die Stadt, das Meer und die Sunmøre -Alpen. Wetterbedingt, der Schnee ist gefroren und glatt, entscheiden wir uns gegen die Stufen und entdecken die Stadt bei einem gemütlichen Spaziergang.
Trondheim – Die Stadt mit den kleinen bunten Häuschen von Bakklandet
Am nächsten Morgen kommen wir bereits sehr früh in der nächsten großen Stadt an: Trondheim. Die Stadt mit dem Nidarosdom ist immer eine Reise wert. Die kleinen bunten Häuschen von Bakklandet ziehen einen magisch an und lassen das Fotografenherz in uns höher schlagen. Trondheim gefällt und ist definitiv eine eigene Reise wert. Wir planen schon jetzt unser nächstes Wiederkommen.
Svolvær – Eine Stunde in der Hauptstadt der Lofoten
Bei unserem nächsten Landgang haben wir bereits den Polarkreis überquert und verlassen das Schiff in Svolvær im Dunklen. Svolvær ist die Hauptstadt der Lofoten, die jedes Jahr die Touristen in den Norden locken. Wir haben nur eine Stunde Zeit und gehen daher eine Runde durchs Örtchen, das durch die Schneemassen richtig malerisch aussieht.
Tromsø – Das charmanteste Städtchen mit seiner Eismeerkathedrale
Oberhalb des Polarkreises liegt richtig viel Schnee, was uns natürlich sehr freut. Am nächsten Mittag kommen wir in dem wohl charmantesten Städtchen des Nordens an, in Tromsø. Die Stadt ist durch ihre Studenten sehr jung und flippig und ist bekannt für die Mack-Brauerei und die Eismeerkathedrale. Eine richtige Kathedrale, d.h. Bischofskirche, ist sie nicht, aber sie ist das Wahrzeichen der Stadt und wurde im Osten auf dem Festland gut sichtbar erbaut. Dieses wunderschöne Wahrzeichen leuchtet sogar im Dunkeln und so mancher kann hier das berühmte Mitternachtskonzert erleben.
Honningsvåg und zu Besuch am Nordkapp
Tromsø zu verlassen fällt immer ein bisschen schwer, aber die Weiterreise lohnt sich, denn unser gebuchter Ausflug steht bevor. Es gibt nur einen Ausflug, für den wir bereit waren Geld zu zahlen und das war die Tour von Honningsvåg zum Nordkapp. Oliver war noch nie dort, also ist der Ausflug Pflicht und ganz nebenbei ist es für Mila der zehnte Besuch am (fast) nördlichsten Punkt Europas. Die Faszination ist trotzdem immer noch da. Es ist dieses Gefühl von Freiheit und innerer Zufriedenheit unter der Weltkugel zu stehen und auf das Meer zu blicken. Alles andere wird in dem Moment unwichtig.
Kirkenes – der nördlichste Punkt unserer Reise
Am nächsten Morgen bahnt sich die MS Nordkapp im Nebel und durch Eisschollen ihren Weg nach Kirkenes. Da ist er also, der nördlichste Punkt unserer Reise – fast an der russischen Grenze. Wir stapfen durch den Schnee und bekommen gar nicht genug von der knapp -30 Grad klirrenden Kälte, der Luft und dem Anblick der Nordkapp im Hafen. Nach unserem Spaziergang und der Rückkehr aufs Schiff sind wir ein bisschen wehmütig, denn ab jetzt geht es wieder südwärts, ein Ende der so wunderbaren Reise ist leider in Sicht.
Landausflüge auf dem Weg südwärts
Hammerfest und der berühmte Eisbärenclub
Es gibt nicht nur Richtung Norden spannende Abenteuer zu erleben. Die Fahrt südwärts hält auch die ein oder andere Überraschung für uns bereit. So schaukelt unser Schiff ein wenig, als wir auf Hammerfest zufahren. Wir freuen uns möchten dem Eisbärenclub einen Besuch abstatten, denn Oliver ist noch kein Mitglied. Leider freuen wir uns hier zu früh. Es ist so windig, dass die Nordkapp im Hafen gar nicht festgemacht werden kann. Also fällt der Spaziergang und der Eisbärenclub aus. Schade in dem Moment, aber ein Grund mehr, noch einmal wiederzukommen.
Stokmarknes – der Geburtsort der Hurtigruten
Im nächsten Hafen auf den Vesterålen haben wir mehr Glück. Unser Schiff kann in Stokmarknes halten und wir statten dem Geburtsort der Hurtigruten einen Besuch ab. Hier hat Richard With 1881 die Vesterålen Dampfschifffahrtsgesellschaft gegründet. Eine sehr spannende Geschichte, die wir dank unserer Reiseleiterin Margit in ihren Erzählungen und Vorträgen lebendig miterleben dürfen.
Trondheim – das Ende unserer Reise mit der M/S Nordkapp
Am nächsten Tag verlassen wir mit dem Überqueren des Polarkreises das Nordland und uns wird bewusst, das Ende auf der MS Nordkapp steht bevor. Noch eine Nacht und wir gehen in Trondheim von Bord um von dort mit der Dovrebanen nach Oslo zu fahren. Für uns steht aber fest, wir kommen wieder. Die Fahrt mit der MS Nordkapp hat uns verzaubert. Vielen vielen Dank!
Wieder an Land – Nr. 7 lebt
Rückreise nach Oslo mit der Dovrebanen
In Trondheim angekommen geht es mit einem Bus zum Bahnhof. Hier warten wir gespannt auf unsere Bahn und sind gespannt, ob unser Wagen diesmal mit dabei ist. Unsere Reservierten Plätze sind nämlich die selben wie auf der Hinreise, allerdings haben wir keine Lust noch einmal sieben Stunden im Bordrestaurant zu sitzen. Unser Zug ist pünktlich und mit großer Freude stellen wir fest, Wagen 7 ist dabei. Über das Dovrefjell geht es nun durch viel Schnee nach Oslo zurück. Den Abend in Norwegens Hauptstadt haben wir zur freien Verfügung, so dass wir uns ein wenig die Stadt angucken und danach gemütlich essen gehen.
Nach dem Frühstück heißt es am nächsten Morgen auschecken und weiter zum Bus. Doch bevor es mit der Color Line zurück nach Deutschland geht, wartet noch eine dreistündige Stadtrundfahrt auf uns, die uns unter anderem zum Holmenkollen, den Frognerpark mit seinen Vigelands-Skulpturen und auf die Halbinsel Bygdøy führt – sie ist Museumsinsel und Naherholungsgebiet zugleich. Auch wenn Stadtrundfahrten langweilig klingen – diese war es auf jeden Fall nicht.
Unsere Stadtführung endet am Color Line-Terminal von wo es ein letztes Mal aufs Wasser geht und leider auch Ha det bra Norge, vi ses! heißt.
Tusen Takk Norge!
Dies war also unser kurzer Einblick in unser bisher größtes gemeinsames Abenteuer in Norwegen und wir sind für so manch größeres Abenteuer gewappnet.
Unsere gewonnenen Eindrücke, Tipps für Eure Hurtigruten-Reise und vieles mehr, werden wir Stück für Stück mit Euch teilen. Es gibt so viele wunderschöne Bilder, so viel Tolles zu berichten, dass alles auf einmal ein kleines Buch füllen würde.
Falls ihr schon jetzt Fragen habt, sehr gerne! Wir freuen uns auf eure Kommentare und E-Mails.
„Wie schön das war. Ich wäre bereit für ein noch größeres und längeres Abenteuer – in Norwegen. Wie wäre es mit Tromsø?“ – Oliver
Mehr Bilder und Eindrücke bekommt ihr übrigens auch in unserem Instagram Account.
Kommentare
Gabriele Campbell
6. Juni 2019
Bei euch lag ja noch mehr Schnee als bei meiner Tour in April 2011. Die Hurtigruten-Linie ist wirklich zu jeder Jahreszeit eine wunderschöne Reise. Da ich alles selbst gebucht hatte – keine Gruppe – hatte ich auch einen schönen Fensterplatz im Zug von Oslo nach Bergen und konnte die Landschaft genießen. Ich hatte ein paar der angebotenen Touren gebucht, allerdings nicht die zum Nordkap (die anderen sagten, es sei eh neblig gewesen, also nichts verpasst); Highlight war eine Fahrt mit dem Hundeschlitten in Kirkenes.
Ich habe in Bergen und auf dem Rückweg in Trondheim und Oslo ein bischen Zeit drangehängt. Außerdem bin ich nicht über Kiel sondern über Kopenhagen mit DFDS Seaways (deutlich günstiger als Color Line, wenn man früh bucht) gefahren.
Irgendwann möchte ich die Reise gern noch mal im Sommer machen. Aber zur Zeit geht es eher Richtung Osten, das sind doch noch etwas günstigere Reiseländer (wenn man von Prag mal absieht).
vielweib
18. März 2019
Was für schöne Fotos! Danke für Euren Bericht. Das will ich auch mal in meinem Leben erleben!!! <3
Volker
17. März 2019
Das ist ein interessanter Bericht zu einer tollen Reise…mit wunderschönen Fotos.
Es hat sehr viel Spaß gemacht, ihn zu lesen und man bekommt Lust auf mehr.
Bitte weiter so !
Susanne
16. März 2019
Vielen Dank für diesen ersten Eindruck – ich bin gespannt auf eure „Detail“ Berichte – eine Reise, die ich auch unbedingt noch machen möchte.